Die Tanzperformance Tanz aller – setzt sich mit dem nahezu vergessenen Erbe der Bewegungschöre auseinander, die in den 1920er Jahren Tanz als soziales Phänomen und politische Praxis begriffen. Das gemeinsame Tanzen im Bewegungschor ermöglichte es den Laien Bewegungen jenseits des Arbeitsalltags zu entdecken und ließ sie als chorisch organisierte Masse in Aufführungen wirken, die utopische Entwürfe einer anderen Gesellschaft entwickelten.
Längst vergessene Choreographien wie Masse Mensch, Rotes Lied, Flammende Zeit oder Erweckung der Masse entwickelten utopische Entwürfe einer anderen Gesellschaft und wollten auch das Publikum zu Tänzern machen.
Choeographen wie Jenny Gertz, Vera Skoronel, Martin Gleisner, Otto Zimmermann waren als Schüler Rudolf von Labans davon überzeugt, dass ihre Tänze mit Arbeiterinnen und Arbeitern einen grundlegend politischen Charakter hatten. Denn der Bewegungschor holt die menschliche Körperbewegung aus dem Alltäglichen, wo sie nur unbewusst ausgeführt wird. Durch die kollektive Aneignung des Bewegungsapparats wird der Tanz zur Waffe, mit der die Natürlichkeit gesellschaftlicher Gesten angegriffen wird.
Tanz aller – das meint den Tanz aller Menschen, aber auch aller Verhältnisse.
Tanz aller – ist kein Reenactment der Laienchöre, sondern aktualisiert die ästhetischen Fragen, die die Bewegungschöre stellen können:
Welche Rolle kann Masse, welche Rolle kann Tanz heute spielen? Wie sieht eine Organisation der Massen jenseits der Repräsentation aus? Wie kommen wir vom Tanz zum Tanz aller Verhältnisse?
Regie: LIGNA
Sprecher: Rica Blunk, Christiane Meyer-Rogge-Turner, Martin Nachbar.
Musik: Felix Kubin
Ein TANZFONDS ERBE Projekt
Weitere Dokumentationsmaterialien finden sich unter tanzfonds.de.
Video: Dokumentation