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Die Spitzköpfe und die Rundköpfe
Das Land Jahoo: Fünf Pachtherren, nennen wir sie Amazon, Apple, Google, Meta und Microsoft, beuten ihre Pächter:innen aus. Einige erheben sich unter dem Zeichen der Sichel gegen die Pachtherren, doch die meisten lassen ihren durch social media verstärkten Affekten freien Lauf. „Die Spitzköpfe und die Rundköpfe“, von Bertolt Brecht als Parabel auf den Faschismus ersonnen, wird ins Hier und Heute geholt. Als Performance, in der sich das Publikum selbst befragt: Wie wird die eigene Subjektivität durch gender, race und class hergestellt? Wie können wir uns eine Welt ohne Antisemitismus, ohne Patriarchat und Klassenunterschiede vorstellen?
Kamera und Schnitt: Charlotte Böslinger
ZERSTREUUNG ÜBERALL!
Zerstreuung überall! reagiert auf die Pandemie des Covid-19-Virus: Geschlossenen Grenzen und die Unmöglichkeit zu reisen führen zu einer Abwesenheit von choreographischen Positionen und Stimmen.
Vierzehn internationale Künstler*innen wurden eingeladen, in diesem Radioballett ihre Stimme hörbar und ihre choreographische Position erfahrbar zu machen: Alejandro Ahmed, Edna Jaime, Geumhyung Jeong, Eisa Jocson, Raquel Meseguer, Bebe Miller, Maryam Bagheri Nesami & Mitra Ziaee Kia, Mamela Nyamza, Bhenji Ra, Nir Shauloff & Dana Yahalomi, Melati Suryodarmo und Yuya Tsukahara + contact Gonzo.
Kamera: Roni Ulmann, Claudia Schröder & Maya Schweizer
KLASSE KINDER! – Trailer
Die Tanzperformance Klasse Kinder! lädt Kinder zwischen acht und zwölf Jahren dazu ein, an einem außergewöhnlichen Stück teilzunehmen.
Tanzend erobern sie schulische und urbane Räume und probieren, wie man sich in einer zufällig zusammengewürfelten Gruppe ohne Anführerin oder Anführer gemeinsam bewegen kann.
Ideengeberin für das Stück ist die Choreografin und Visionärin in der Arbeit mit Kindern, Jenny Gertz (1891–1966).
Kamera und Schnitt: Ralf Grömminger
NONUMENT
Das „Haus des Kommunismus“ auf dem Gipfel des Busludscha-Berges in Bulgarien ist ein umstrittenes Denkmal. Allmählich verfallend, wurde es zu einem Ort für Entdecker und Graffitikünstler und ist auch heute noch ein Ziel für das alljährliche Gedenken an die Gründung der Kommunistischen Partei Bulgariens.
Was soll mit dieser Ruine geschehen? Nonument erprobt eine Reihe von Gesten und Übungen, um eine andere Beziehung zu diesem gestrandeten Raumschiff zu ermöglichen.
Video: Vasil Karkelanov / Karkelanov Studio
INVASION VOM PLANET DER AFFEN
Die Performance verlegt die US-amerikanische Filmreihe Planet der Affen aus den 1970er Jahren in den öffentlichen Raum der Gegenwart. Das Publikum wird zum Akteur: Es kleidet sich in Affenkostüme und strömt – als Wesen aus der Zukunft – in den Stadtraum. Im Blick durch die Masken hochzivilisierter Affen wird der städtische Raum mit seinen klar definierten Funktionen radikal in Frage gestellt. Ein Spiel um die Zukunft beginnt, in dem alle bekannten Gewissheiten und Wertungen auf den Prüfstand stehen.
Kamera und Schnitt: Maya Schweizer
RAUSCH UND ZORN
Woher rührt die Attraktivität autoritärer Fundamentalpolitik und radikaler Vergemeinschaftung? Welches Begehren verbindet sich dem Faschismus? Mit diesen Fragen wird das Publikum der Performance Rausch und Zorn in einer Auseinandersetzung mit der eigenen Handlungsfähigkeit konfrontiert. In einer losen Chronologie werden Momente faschistischer Herrschaft, der Ästhetisierung von Politik, ihrer Subjektivierung und Analyse erzählt. Schließlich wird das Publikum selbst zum zentralen Akteur eines Ereignisses.
Kamera und Schnitt: filme+mehr/Anton Koch
THE KOMMUNITY
Die Teilnehmer von THE KOMMUNITY werden Teil einer Geheimgesellschaft der verräterischen Gesten.
Vernetzt mit Unbekannten entwickeln sie ein neues Vokabular unvorhergesehener Bewegungen, werden zu Konstrukteuren eines eigenen Lebens.
Und üben Verrat an den Zumutungen, die ihnen Arbeit, Geschlecht und Nation auferlegen.
Was passiert, wenn man die Gesten annimmt?
Wenn sie unter Gleichen vervielfältigt werden?
Kamera und Schnitt: Jan Weber/Anton Koch
DIE GROSSE VERWEIGERUNG
Eine Performance in zwei Akten. Einem ersten, historischen, der als Reenactment fiktiver Geschichte fungiert. Die Planung eines europaweiten Generalstreiks, der die Infrastruktur des Krieges in allen Ländern sofort zusammenbrechen lassen sollte, um den Ausbruch des Ersten Weltkrieges zu verhindern.
Und einem zweiten, aktuellen Teil, in dem das Publikum Strategien und Methoden übt, um sich der totalitären Kontrolle ihrer Leben und ihrer Begierden durch die Nutzung sozialer Medien zu verweigern.
Kamera und Schnitt: Lura Video/Ralf Bettinger
Tanz Aller – Ein Bewegungschor
Die Tanzperformance Tanz aller – setzt sich mit dem nahezu vergessenen Erbe der Bewegungschöre auseinander, die in den 1920er Jahren Tanz als soziales Phänomen und politische Praxis begriffen. Das gemeinsame Tanzen im Bewegungschor ermöglichte es den Laien Bewegungen jenseits des Arbeitsalltags zu entdecken und ließ sie als chorisch organisierte Masse in Aufführungen wirken, die utopische Entwürfe einer anderen Gesellschaft entwickelten.
Dokumentation der Eröffnung des Tanzkongresses 2013.
Kamera: Andrea Keiz
ERSTE INTERNATIONALE DER SHOPPING MALLS
Die Shopping Mall ist ein utopischer Ort. In ihren Schaufenstern warten die Waren geduldig auf ihre zukünftigen Besitzer.
Ein Eigenleben scheinen sie ebenso wenig zu haben, wie die Mall als solche. Architektur und Waren wirken stumm.
Und doch haben sie eine eigene Sprache. Was könnten sie nicht alles erzählen, wenn sie wollten?
Splitscreen-Dokumentation der Performances in Berlin, Buenos Aires, Warschau und Zürich.
Kamera und Schnitt: Ciudades Paralelas/HAU
Wessen Stadt ist die Stadt? Ein Aufstand.
Die Mülheimer Innenstadt ist ein verwaister Raum. Die einstigen Kathedralen der Wünsche, die Kaufhäuser, stehen leer. Das Versprechen spektakulärer Wunscherfüllung ist selbst nur noch eine Wunschvorstellung. Doch die blinden Schaufensterscheiben erinnern an die vergangenen Aufstände, bei denen sich die Massen durch die Straßen drängten und hungrig zum Rathaus zogen: „Die Warenhäuser sollen voll, die Rathäuser sollen leer sein! Die Waren an alle!“
Dokumentation der Performance im Rahmen von SCHLIMMCITY.
Kamera und Schnitt: Lukas Raber
RADIOBALLETT – ÜBUNG IN NICHTBESTIMMUNGSGEMÄSSEN VERWEILEN
Dokumentation des Radioballetts, welches 2003 im Leipziger Hauptbahnhof stattfand. Die Hörer des Leipziger Senders Radio Blau wurden dazu aufgefordert, am Sonntagnachmittag mit Radiogeräten und Kopfhörern in den Hauptbahnhof zu kommen. Für 60 Minuten wurde über das Radio eine Choreographie ausgestrahlt, die zu normalen, verbotenen und verdrängten Gesten aufforderte. Ungefähr 500 Teilnehmer führten – verteilt über den Bahnhof und die Shopping-Mall – diese Gesten aus und brachten damit an einen öffentlichen und zunehmend privatisierten Ort massenhaft das zurück, was die permanente Kontrolle aus ihm verdrängt hatte.
Kamera und Schnitt: Clemens von Wedemeyer/Arthur Zalewski
AUDIO
Spiegelstimmen
Nicht hinausgehen. Drinnen bleiben. In den Spiegel schauen.
Was hören wir?
Andere Orte, andere Stimmen, andere Blicke in den Spiegel.
Was ist das für eine Versammlung, wenn alle vereinzelt vor ihren Spiegeln stehen?
Sich wieder umdrehen.
Und aus dem Fenster schauen?
Listening out for a new Planet…
In welche Welt wollen wir zurückkehren?
Sprecherin: Christiane Nothofer
Mit Beiträgen von: Martina Angelotti, Claudia Bosse, Mariola Brillowska, Dani Brown, Daniel Bernhard Cremer, Ariel Dávila, Philipp Hartmann, Tatsuki Hayashi, Bernadette Hengst, Ralf Homann, Katrin Hylla, Elischa Karminer, Brandon LaBelle, Martin Nachbar, Giovanni Ortoleva, Antje Reinhard, Cia Rinne, Natalia Romik, Ilona Sauer, Hannah Schassnerius, Basak Senova, Stephan A. Shtereff, Andreas Stuhlmann, Akira Takayama, Friedrich Tietjen, Kristin Westphal, Marleen Wolter, Brane Zorman.
In einer kürzeren Version gesendet als Beitrag zu Soundwalks für Daheimgebliebene. Zehn Anleitungen für Ausnahmen und andere Zustände, einem Feature des Deutschlandfunk Kultur.
Audio